Als 1991 per Zeitungsartikel Spieler für das neu zu gründende Wasserballteam in Arnsberg gesucht wurden, meldete sich auch Horst Zimmerling. Der damals 44-jährige war 1 Jahr zuvor, als Auskunft der dortigen Behörde al letzter DDR-Bürger, noch mit einer Ausbürgerungsurkunde in den Westen gekommen. Der Preis für den Wechsel in den Westen war hoch, musste er viel in seiner alten Heimat Jena zurücklassen.
Zimmerling aber, gelernter Klempner, ist ein Macher, ein durch und durch optimistischer Mensch und so gelang es ihm, sich und seiner Familie in Arnsberg ein neues Leben aufzubauen. Und er freute sich, als er vom neuen Wasserballteam hörte, hatte er doch schon 20 Jahre lang im Osten aktiv diesen Sport betrieben. Und die Arnsberger freuten sich auch, konnten sie doch von seiner Erfahrung jede Menge lernen. Und so wurde er auch prompt vom ersten Spiel an Kapitän der Sauerländer. Und neben seinen spielerischen Qualitäten glänzte Zimmerling – der übrigens auch schon Ost-Deutscher Meister im Kunstspringen vom 1-Meter-Brett war – seitdem auch noch mit jeder Menge Humor (für eine Kasten Bier rutschte er auch mal gerne komplett bekleidet in das Freibadbecken), denn er ist eine beispiellose Frohnatur. Und so ließ er sich auch nicht durch die Aufs und Abs in Beruf und Privatleben aus der Bahn werfen.
Er wusste immer, worauf es beim Wasserball in Arnsberg ankam: Auf die Freude am Sport. Denn sportlich gab es gerade in den ersten Jahren nicht allzu viel zu holen. Aber immerhin brachte er es letztlich auch auf 3 Turniersiege und den überraschenden Bezirksligaaufstieg im letzten Jahr. Auch wenn es ihm darauf nie ankam.
Und wie das Leben so spielt... Seit einigen Jahren geschieden traf er vor kurzem in seiner alten Heimat seine erste große Jugendliebe wieder und – wie es in Märchen nun mal vorkommt – sie verliebten sich erneut. Und nun, nach fast 20 Jahren Westen in Arnsberg, lässt er ein zweites Mal sein ganzes Umfeld, seine selbst gebaute Schrebergartenlaube, aber vor allem auch seine Wasserballmannschaft zurück um sich in den neuen Bundesländern, (daheim?) in Jena, wieder ein neues Leben aufzubauen. Dort hat sich seit der Wende viel verändert, so wie sich im SV Aegir durch sein Mitwirken auch viel verändert hat. Sein großes Engagement im Verein, für das er vor 14 Tagen mit der Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet wurde, sein großer Verdienst für die Wasserballer, seine unvergleichlichen und bei allen Gegnern gefürchteten Bogenlampentore, seine immer frisch importierten Thüringer Bratwürste...all das wird dem SV Aegir Arnsberg nun fehlen. Aber: Der Kapitän geht nicht von Bord – er segelt nur zurück gen Osten.
Und ausgerechent im Prestigeduell gegen den Erzrivalen und Konkurrenten um den Klassenerhalt Lüdenscheid bestritt Zimmelring am Mittwoch sein letztes Spiel für den SV Aegir Arnsberg. Ein letztes Mal setzte er die Kappe mit der Nummer 7 auf und konnte doch nicht verhindern, dass das Spiel völlig verdient mit 6:11 verloren ging. Durch die beiden Auftaktniederlagen in Unna und Derne ist der Klassenerhalt für Aegir I nun in weite Ferne gerückt.
Am Ende der Partie wurde Zimmerling als erst 2. Spieler nach dem nicht nur als Künstler geschätzten ehemaligen Wasserballwart Rudi Olm zum Ehrenspielführer der Wasserballmannschaft ernannt.
Und Ehre gebührte an diesem Tag nur einem. Und darum – egal ob es nun stimmt oder nicht -: Alle Tore warf Horst Zimmerling...
Fete bei HorstAlle News (Archiv)